Nachhaltigkeit Carbon Footprint der Forschung
Die Forschung an der Universität Heidelberg trägt wesentlich zum Fortschritt unserer Gesellschaft bei. Viele Disziplinen befassen sich mit Forschungsfragen, die das Thema Nachhaltigkeit direkt oder auch indirekt tangieren. Aber Forschung ist auch energie- und personalintensiv, womit unweigerlich ein CO₂-Fußabdruck verbunden ist. Wie groß ist dieser und wie verteilen sich seine Komponenten?
Um die Nachhaltigkeit des Forschungsbetriebes optimieren zu können, erfordert es zunächst der Etablierung einer Baseline – wie groß sind die verursachten Emissionen und was ist ihr Ursprung? Damit wird es möglich, konkrete Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren, deren Effekte auch quantifizierbar ist. Ein detaillierter und systematischer Blick auf die Emissionen des Forschungsbetriebs selbst steht jedoch noch aus. In diesem Kontext führt die große Diversität der Forschung an der Universität Heidelberg dazu, dass eine pauschale Betrachtung der Emissionen der Universität kein realitätsgetreues Abbild der Situation individueller Labore und Forschungsgruppen ergibt.
Um datenbasiert einen Überblick von der Komplexität zu bekommen, wurde gemeinsam von allen vier Fields of Focus der Universität die Stelle des Referenten für Carbon Footprint im Forschungsbetrieb finanziert.
Projektziele
Das Pilot-Projekt sieht vor, einzelne Strukturen (beispielsweise Arbeitsgruppen, Forschungsprojekte, Graduiertenkollege) aus allen vier Fields of Focus zu begleiten und zu analysieren.
Hierbei sollen Herausforderungen der Datenerhebung identifiziert und Lösungsansätze für fehlende Datensätze entwickelt werden. Am Ende soll den Forschenden eine umfassende Analyse ihres CO₂-Fußabdrucks zur Verfügung gestellt werden. Diese Daten sollen die Forschenden dazu befähigen eine fundierte Beurteilung zu treffen, wie der Impact ihrer Forschung auf die Umwelt am sinnvollsten reduziert werden kann, ohne ihre Forschungsfragen zu beeinträchtigen.
Ziel des Projekts ist es ebenfalls, dass Forschende langfristig möglichst eigenständig Daten erheben und Analysen durchführen können, um den individuellen Bedürfnissen der unterschiedlichen Disziplinen am besten gerecht zu werden. Das soll die Forschenden zur Entwicklung passgenauer Maßnahmen zur Reduktion ihres Treibhausgasausstoßes befähigen, soweit sie auf Emissionsquellen direkt Einfluss nehmen können. Aber auch die im Bereich Universitätsbetrieb verorteten Emissionsquellen (beispielsweise Gebäudebetrieb) können so den Forschenden besser ins Bewusstsein gerufen werden und so möglicherweise indirekten Einfluss ermöglichen.
Methodik
Das Projekt bedient sich des etablierten Treibhausgas-Berichtsstandard “Greenhouse Gas Protocol”. Im Rahmen dieses Standards werden verschiedene Emissionsquellen in sogenannten Scopes zusammengefasst. Alle dort definierten Emissionsquellen – soweit im universitären Kontext relevant – sollen im Rahmen des Projektes erhoben werden.
Beispielhaft seien hier genannt: Energieaufwand, Kälte/Wärme, individuelle Mobilität, Dienstreisen und Verbrauchsmaterialien.
Eine umfassende Analyse war bisher nicht vorgesehen, weshalb die Datenaggregation und -aufbereitung eine der größten Herausforderungen darstellt. Für einige Datensätze ist eine reine Aufbereitung existierender Datensätze ausreichend, wohingegen für andere Datensätze neue Erhebungsmechanismen etabliert werden müssen. Wo dies nicht möglich oder verhältnismäßig ist, wird die Entwicklung fundierter Abschätzungsansätze erforderlich sein.
Ansprechpartner
Das Pilotprojekt wird von Dr. rer. nat. Florian Freundt durchgeführt. Er hat am Institut für Umweltphysik (IUP) in Heidelberg promoviert und mehrere Jahre als Postdoktorand dort ein Labor geführt. Angesiedelt ist das Projekt am Heidelberg Center for the Environment (HCE), was Synergien mit dem dort vernetzten Umweltforschungen sowie den Aktivitäten des Sustainablility Think Tank erzeugt.